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Autor Thema: Urteil: Heise haftet auch ohne Kenntnis für Forenbeiträge  (Gelesen 3420 mal)

Offline Sparky

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Urteil: Heise haftet auch ohne Kenntnis für Forenbeiträge
« am: 05. Dezember 2005, 17:33:52 »
Das Hamburger Landgericht hat eine einstweilige Verfügung bestätigt, nach der es heise online verboten ist, Forenbeiträge zu verbreiten, in denen dazu aufgerufen wird, durch den massenhaften Download eines Programms den Server-Betrieb eines Unternehmens zu stören. Der Heise Zeitschriften Verlag wird damit faktisch gezwungen, sämtliche Beiträge zu den Diskussionsforen im Vorhinein auf diesen Rechtsverstoß hin zu überprüfen. Das Urteil (Az. 324 O 721/05) dürfte gravierende Auswirkungen auf den Betrieb von Webforen und vergleichbaren Diensten haben.

Im vorliegenden Fall sahen das Unternehmen Universal Boards und dessen Geschäftsführer Mario Dolzer ihre Rechte verletzt. Einzelne Forenteilnehmer hatten im Forum zu einem Bericht über die Geschäftspraktiken von Universal Boards ein Skript veröffentlicht, das geeignet sein soll, den Betrieb von Download-Services dieses Unternehmens zu gefährden. Dessen Rechtsanwalt Bernhard Syndikus verlangte daraufhin per Abmahnung vom Verlag, es zu unterlassen, "an der Verbreitung von 'Leserkommentaren' mitzuwirken, in denen wörtlich oder sinngemäß dazu aufgerufen wird, Dateien, insbesondere das Programm 'k.exe', so oft wie möglich von den Servern meiner Mandantschaft downzuloaden, um die Server meiner Mandanten 'in die Knie zu zwingen'".

Der Verlag löschte umgehend die genannten Forenbeiträge, gab aber die geforderte Verpflichtung nicht ab, da er seiner Auffassung nach nur bei Kenntnis der potenziell rechtswidrigen Beiträge handeln muss. Daraufhin erwirkte Universal Boards eine der Unterlassungsaufforderung entsprechende einstweilige Verfügung am Landgericht Hamburg. Den Widerspruch des Verlags gegen diese Verfügung wies das Gericht nach einstündiger mündlicher Verhandlung am vergangenen Freitag ab.

Die Kammer erklärte, sie sei überzeugt, dass der Verlag allein durch die Verbreitung auch ohne Kenntnis für die im Forum geäußerten Inhalte haftbar zu machen sei. Er könne schließlich die Texte vorher automatisch oder manuell prüfen. So wie der Verlag das Forum bisher betreibe, fordere er Rechtsverletzungen sogar potenziell heraus, betonte ein Richter. Es sei nicht hinnehmbar, dass "die in ihren Rechten Verletzten Ihnen hinterherrennen müssen". Den Einwand des Verlags, dass eine automatische Filterung erwiesenermaßen nicht funktioniere und eine manuelle Prüfung jedes Beitrags angesichts von über 200.000 Postings pro Monat schlicht nicht zu leisten sei, ließ die Kammer nicht gelten.

"Sollte sich diese Rechtsprechung durchsetzen, führt das dazu, dass jeder Anbieter, der ungefiltert die Möglichkeit zu Kommentaren bietet, unmittelbar für Rechtsverstöße in den Beiträgen haftet und abgemahnt werden kann", kommentierte der Justiziar des Heise Zeitschriften Verlags, Joerg Heidrich. Davon seien nicht nur Foren, sondern auch alle anderen Web-Kommunikationsformen wie Blogs, Gästebücher oder sogar Chats betroffen. Nach Ansicht von Heidrich steht diese Rechtsprechung im klaren Widerspruch zu dem erklärten Willen des Gesetzgebers und einer EU-Richtlinie, wonach Diensteanbieter gerade nicht dazu verpflichtet seien, die von ihnen nur übermittelten oder gespeicherten Informationen zu überwachen. Auch der BGH gehe in einem Urteil zu dieser Problematik davon aus, dass ein Anbieter nur dann als Störer hafte, wenn zumutbare Kontrollmöglichkeit über die verbreiteten Inhalte bestünden.

Die Auswirkungen des Urteils auf den weiteren Betrieb der Webforen von heise online sind kaum absehbar. "Wir werden Foren schließen müssen, wenn einzelne Teilnehmer über die Stränge zu schlagen drohen, und können wohl zu brisanten Themen generell keine Diskussionsplattform mehr anbieten", sagte Chefredakteur Christian Persson. Der Heise Zeitschriften Verlag hat bereits angekündigt, nach der Zustellung der schriftlichen Urteilsbegründung Rechtsmittel gegen die Entscheidung einzulegen. (hob/c't)

Quelle: http://www.heise.de/newsticker/meldung/66982

Na das kann ja Heiter werden.........
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Urteil: Heise haftet auch ohne Kenntnis für Forenbeiträge
« am: 05. Dezember 2005, 17:33:52 »

DoomWarrior

  • Gast
Re: Urteil: Heise haftet auch ohne Kenntnis für Forenbeiträge
« Antwort #1 am: 05. Dezember 2005, 21:48:12 »
...Bernhard Syndikus...

oh kann man den nicht einfach wieder hinter Gittern stecken ? So ein Vollhonk.

mdjr

  • Gast
Re: Urteil: Heise haftet auch ohne Kenntnis für Forenbeiträge
« Antwort #2 am: 12. Januar 2006, 14:23:10 »
Hallo.

Habe mich mal mit dem Fall Dolzer auseinandergesetzt.

Ich habe von Recht zwar keine Ahnung, mir kommt es aber so vor, dass dessen Firma genau das selbe macht:

Den Betrieb der DENIC durch übermäßige Belastung deren Internetserver zu stören!!

Mit dem kleinen Unterschied, dass Dolzer dies nicht nur um des Störens Willen tut, sondern um seine - meiner persönlichen Meinung nach sehr unfairen - Geschäftspraktiken durchführen zu können.

Meiner persönlichen Meinung nach sollte die DENIC ihrerseits gegen Dolzer vor Gericht gehen und ihm verbieten, seine Software weiter zu verbreiten.

Die von Dolzer verbreitete Software (k.exe) schadet im Endeffekt allen:
- Unachtsame Seitenbetreiber verlieren ihren Domainnamen
- Dies schadet nicht nur dem Betreiber, sondern auch den Benutzern, welche auf die gewünschte Seite nicht mehr zugreifen können
- Die Leitungen werden belastet, wodurch dem Benutzer oder - im Falle einer Flatrate - dem Internetprovider Kosten entstehen

Martin