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Autor Thema: Solaris Lizenzen auf Produktivsystemen  (Gelesen 10356 mal)

fire6800

  • Gast
Solaris Lizenzen auf Produktivsystemen
« am: 19. Mai 2011, 00:01:17 »
Hallo zusammen!

Aus verschiedenen Gründen (die ich gerne bei Interesse erläutere) betreiben meine Kolleen und ich bei einer größeren Versicherung zwei vollausgestattet Fire 6800 - eine als Produktivserver und eine als Hot Standby-System.

Die habe wir nicht neu gekauft sondern gebraucht erstanden/ersteigert.

Bis zur Übernahme von Sun durch Oracle war das auch absolut kein Problem. Die Solaris Lizenzen waren kostenlos. Da wir uns mit den Maschinen sehr gut auskennen brauchten wir keinen Support. Die Kisten sind ja sowieso fast unkaputtbar und wenn dennoch mal was getauscht werden muss, haben wir das selber erledigt. Damit habe wir zu vertretbaren Kosten eine 100,0%ige Verfügbarkeit der Systeme erreicht. Nur unsere Stromrechnung ist im Jahr höher als die Preise, für die wir die Geräte ersteigern konnten.

Nun würden wir gerne auf die aktuelle Solaris 10 Version umsteigen und waren ziemlich erstaunt über das Angebot, das uns Oracle dazu gemacht hat:

1) unbefristete Lizenzen gibt es nicht mehr.
2) befristete Lizenzen gibt es auch nicht, es sei denn man schliesst einen Supportvertrag ab, dann erhält man für die Laufzeit des Supportvertrages ein zeitlich befristetes Nutzungsrecht.
3) Die Preise für einen Supportvertrag richten sich nicht nach den Bedürfnissen der Anwender, es gibt auch keine Auwahl mehr zwischen Platin, Gold, Silber und Bronze-Wartung, sondern die Wartungskosten pro Maschine richten sich ausschließlich nach der Anzahl der Prozessoren.
4) Eine vollausgestattete Fire 6800 hat 24 Prozessoren, die Leistung eines Ultra III Sparc Prozessors ist aber absolut nicht vergleichbar mit aktuellen Prozessoren. Aber auch das interessiert Oracle nicht, die wollen dreist die 24fachen Lizenzgebühren kassieren.
5) Wie wärs mit einer benutzerabhängigen Lizensierung oder einer Firmenlizenz. Mit Sun konnte man über sowas diskutieren. Bei Oracle ebenfalls Fehlanzeige.

Mich würde nun interessieren, wie andere Firmen mit dieser Situation umgehen.

Ich selber sehe derzeit mehrere Möglichkeiten:

1) Opensolaris: für uns keine richtige Option, weil die Software, die wir einsetzen (u.a. Oracle Datenbank und SAP) dafür nicht freigegeben sind.

2) Solaris 10 HW 10/09. Das ist meiner Meinung nach die letzte kostenlose Version. Wir haben uns Anfang letztes Jahres diese Version runtergeladen und auch ein entsprechendes Entitlement per Mail erhalten. Ich lasse gerade durch unseren Juristen prüfen, ob wir diese Version dauerhaft produktiv nutzen dürfen. Eigentlich sollte das doch erlaubt sein, auch ohne Wartungsvertrag. Oder kann Oracle die von Sun verteilten unbefristeten Lizenzen aufgrund irgendwelcher Ausnahmeregelungen im Kleingedruckten "einkassieren"?

3) Fire 6800 verschrotten und neue Hardware kaufen - aber das würde mir in der Seele weh tun und Oracle Hardware würde ich dann vmtl. nicht mehr kaufen wollen.

Kennt jemand die genauen Unterschiede zwischen Solaris 10 Upgrade 8 und Upgrade 9, also der letzten Sun und ersten Oracle Version.

Bin für jeden Hinweis dankbar

Viele Grüße

Peter K.

sonnenblen.de - Das unabhängige Sun User Forum

Solaris Lizenzen auf Produktivsystemen
« am: 19. Mai 2011, 00:01:17 »

Offline stiefkind

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    • Synapseninferno
Re: Solaris Lizenzen auf Produktivsystemen
« Antwort #1 am: 19. Mai 2011, 08:20:55 »
Guten Morgen!

Vorneweg: Ich arbeite seit 13 Jahren bei einem Sun-Partner, früher als Support-Ingenieur, mittlerweile mehr Consulting und Projektsteuerung, bin aber immer noch gelegentlich "draußen" zur Fehlersuche und -reparatur. Wir sind ungefähr genauso lang auch Oracle-Partner und haben viele Datenbank-Installationen gemacht, überwiegend auf Sun-Cluster und Oracle RAC (was früher Oracle Parallel Server und davor Oracle Parallel Database hieß).

Bis zur Übernahme von Sun durch Oracle war das auch absolut kein Problem. Die Solaris Lizenzen waren kostenlos.

Das ist so nur zum Teil richtig: Die Lizenzen waren im Hardware-Preis enthalten. Wie sich das (früher) auf Gebrauchtkauf auswirkte, weiß ich nicht genau, wir kaufen/verkaufen bestenfalls mal gebrauchte Ersatzteile aber keine kompletten Maschinen.

Korrektur: Mit Solaris 10 hat Sun das Lizenzmodell gewechselt und Solaris ohne Support einfach so "abgegeben". Du hast mit den kostenlosen Lizenzen in eurem Fall natürlich recht.

Zitat
Nun würden wir gerne auf die aktuelle Solaris 10 Version umsteigen und waren ziemlich erstaunt über das Angebot, das uns Oracle dazu gemacht hat:
[...]
Mich würde nun interessieren, wie andere Firmen mit dieser Situation umgehen.

Aus meiner täglichen Praxis der letzten anderthalb Jahre:
  • Dumm aus der Wäsche gucken und sich richtig, richtig ärgern. Zumal auch die Qualität des Supports extrem nachgelassen hat. Sun war da manchmal schon nicht so besonders, aber Oracle verkackt zumindest meine Calls irgendwie dauernd. Und zwar an den einfachsten Stellen. Falsche Plattengröße geliefert, Lieferanschriften falsch trotz mehrfachem Hinweis und so banales Zeug.
  • Überlegen, welche Alternativen es außerhalb der Oracle-Welt gibt.
  • Plattform wechseln. Überwiegend in Richtung Windows oder Linux, vereinzelt auch in Richtung AIX. Ganz, ganz wenige schlucken die Kröte, weil sie nicht anders können (Software nur auf SPARC verfügbar, Eigenentwicklung mit hohem Portierungsaufwand und sowas.) Das geht soweit, dass einer unserer Kunden gerade plant, seine (nicht kleine) SAP-Umgebung von SPARC/Oracle auf AIX/DB2 zu migrieren. Ihm ist bewusst, was das an Arbeit bedeutet.

Zitat
2) Solaris 10 HW 10/09. Das ist meiner Meinung nach die letzte kostenlose Version. Wir haben uns Anfang letztes Jahres diese Version runtergeladen und auch ein entsprechendes Entitlement per Mail erhalten. Ich lasse gerade durch unseren Juristen prüfen, ob wir diese Version dauerhaft produktiv nutzen dürfen. Eigentlich sollte das doch erlaubt sein, auch ohne Wartungsvertrag. Oder kann Oracle die von Sun verteilten unbefristeten Lizenzen aufgrund irgendwelcher Ausnahmeregelungen im Kleingedruckten "einkassieren"?

Das Kleingedruckte können eure Juristen sicher besser beurteilen als ich. Überraschen würde es mich nicht, ich traue Oracle mittlerweile so ziemlich alles zu. Und habe das Vertrauen in diesen Laden darüber komplett verloren. Nicht, dass wir jemals dicke Freunde gewesen wären.

Zitat
Kennt jemand die genauen Unterschiede zwischen Solaris 10 Upgrade 8 und Upgrade 9, also der letzten Sun und ersten Oracle Version.

Dazu gibt es sog. "What's New" Dokumente, die Jörg Möllenkamp (www.c0t0d0s0.org) immer übersichtlich zusammenfasst:

Jörg gibt da auch immer Zeiger auf die Original-Dokumente mit. Leider zeigen die in beiden Fällen -- natürlich -- auf docs.sun.com, was es in der Form nicht mehr gibt. Man landet deswegen pauschal auf der Einstiegsseite in die Oracle-Dokumentation, was mich schon deutlich mehr als einmal extrem geärgert hat in den letzten Monaten...

Ich kenne nun eure Anwendung nicht, würde aber auch aus Gründen der Energiekosten ernsthaft über Ersatz nachdenken. Die SF6800 kam im April 2001 auf den Markt und wurde bis Mai 2005 ausgeliefert. Selbst wenn ihr ein spätes Modell habt, ist die Maschine also mindestens 6 Jahre alt. Die Technologie der Plattform noch ein paar Jahre älter. Neue CPUs sind deutlich leistungsfähiger als UltraSPARC III, das ist kein Geheimnis. Heisst, die benötigte Hardware wird deutlich weniger Cores brauchen und damit auch deutlich kleiner werden. Was sich auch wieder auf Lizenzkosten auswirkt. Auf die Stromkosten sowieso.

Dass es Dir weh tut, eine so robuste Hardware raus zu schmeissen, glaube ich sofort. Ich würde darüber auch einmal mehr als einmal zu wenig schlafen wollen...

Grüße aus München
wolfgang
« Letzte Änderung: 19. Mai 2011, 08:43:47 von stiefkind »

Offline maal

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Re: Solaris Lizenzen auf Produktivsystemen
« Antwort #2 am: 19. Mai 2011, 16:55:46 »
Hallo,

alle Solaris 10 Releases, die nach der Übernahme durch Oracle erschienen sind, unterliegen den neuen Lizenzbedingungen.
Diesen Bedingungen habe ihr durch die Anmeldung mit eurem Sun Online Account automatisch zugestimmt.
Die Lizenz kann Oracle nicht nachträglich widerrufen.
Für eine Übergangszeit war es möglich ohne Wartungsvertrag (Solaris und/oder Hardware) Patches, die als Security relevant eingestuft waren, herunterzuladen. Es dürfte damit aber automatisch der aktuelle Lizenzvertrag greifen.

Ihr habt Oracle RDBMS lizensiert (unter Wartung). Die regelmäßigen Fehlerkorrekturen für das RDBMS erfordern auch das Einspielen von Patches für das Betriebssystem. Ohne einen Wartungsvertrag für Solaris erhaltet ihr diese aber nicht.

Das System unter Hardwarewartung zu nehmen, würde neben der der kostenpflichtigen Rezertifizierung auch die Nachzahlung der Gebühren für den Zeitraum zwischen dem Auslaufen der Hardwarewartung und dem neuen Lizenzbeginn, erfordern.
Selbst auf Solaris wohlgesonnenen Listen wird mittlerweile mit Bedauern anerkannt, daß ein Wartungsvertrag für OEL (Oracle Enterprise Linux) billiger ist als der für Solaris (nutzt euch aber nichts da eben x64 und nicht SPARC).

Es wird also nichts anderes übrigbleiben den Vorschlag von Wolfgang bezüglich Platformwechsel zu überdenken !

Michael