Grüß Gott David,
da gebe ich Dir Recht, pauschal verteufeln sollte man nichts. Aus Überzeugung und nach eigenen Erfahrungen darf man aber seine Entscheidungen für sich treffen.
Ich möchte keinen flamewar anzetteln oder irgendwen "bekehren". Über den Tellerrand habe ich mindestens zwanzig Jahre geblickt. Mit IBM PC-DOS und Microsoft MS-DOS habe ich vor über 25 Jahren angefangen (wenn man mal Sinclair ZX81 und Commodore C64 außer Acht läßt). Microsoft Word 1.1 für DOS war meine erste Textverarbeitung, Microsoft Multiplan und Lotus 1-2-3 meine ersten Textverarbeitungen. R-Base und Ashton-Tate dBase waren meine ersten Datenbankerfahrungen unter DOS, Oracle und Oracle*CASE unter OS/2. Mit Novell NetWare habe ich mittels ARCnet und Ethernet Intel 8086/8088 Rechner vernetzt. Als grafische Oberfläche habe ich seit Microsoft Windows 1.1 bis Microsoft Windows NT 4 alle Versionen benutzt, daneben IBM OS/2 und Apple "MacOS" bis Version 7.5.5. Auch mit meinem Apple Quadra 840AV und Aldus Pagemaker war ich immer und überall angeeckt, weil das ein Rechner ohne Microsoft Software war, jedermann unverständlich, wie man einen "PC" haben kann, der nicht die CDs aus der Computer-BILD (ok, verzerrte Darstellung, die gab es seinerzeit wohl noch nicht) oder anderen PC-Magazinen gefüttert bekommen konnte. "Und wo bekommst Du nur die ganze Software für Apple her? Mein Kollege könnte Dir mal Windows und Office leihen, dann hast Du das auch mal. Ein Bekannter hat auch was für Bilder zu bearbeiten. Hast Du sowas auch? Ach, das läuft bei mir nicht auf Windows? Blöd. Kannst Du nicht auch Windows benutzen wir alle vernünftigen Menschen in unserem Bekanntenkreis? Oh, Du hast Windows auch. Warum nimmsten dann lieber so ein Apple Ding?" Usw., usw.
Im Übrigen habe ich alle diese Softwareversionen entsprechend der Anzahl der benutzten Rechner gekauft und nicht als geklaute Software einfach benutzt (Oracle wurde mir von Oracle gestellt, Novell NetWare habe ich nicht zu Hause genutzt).
Nach Jahrzehnten der Benutzung von Microsoft Software habe ich für meinen Haushalt und mich beschlossen, keine Microsoft Software mehr zu kaufen und zu benutzen. Zum einen habe ich keine Lust, mich mit den Fehlern und Undichtigkeiten herumzuschlagen, zum anderen nicht mehr das Geld, um all die notwendige Software, sowie die dafür immer schneller neu benötigte Hardware zu kaufen, weil zu Hause nun einmal mehr als nur ein einzelner PC herumsteht. Lieber kaufe ich hin und wieder eine GNU/Linux Distribution. Windows NE ("Nürnberg Edition", Microsoft/Novell/SuSE Linux) wurde trotz mehrerer Distributions-Käufe außer Betrieb genommen, weil es auf der zu Hause eingesetzten Hardware ebenso fett und träge wirkte, wie Microsoft Windows und dazu mit YaST immer genau die Konfigurationsdateien gerade verschlimmbessert wurden, die zuvor in mühevoller Handarbeit angepaßt wurden.
Nur die Kinder haben noch einen nicht mit dem Rest vernetzten PC mit Microsoft Windows 95 für Ihren Daddelkram und die Schulbuch Software-CDs von Klett; allerdings dual-boot mit GNU/Linux Ubuntu 7.04.
Privat kommen wir derzeit sehr gut mit den PCs unter Fedora, Ubuntu 6.06.1 LTS und Ubuntu 7.04 zurecht, ich persönlich finde jedoch die Sun Ultra 5 und die Ultra 60 mit jeweils Sun Solaris 10 11/06 einen Tick schicker. Der Server läuft noch unter CentOS 4, soll aber in Zukunft mal entweder CentOS 5 mit Xen oder Solaris mit Zonen weichen. Unglücklicherweise paßt eine Sun 420R um ca. 4 bis 5 Zentimeter Länge nicht in den Compaq Schrank. :-/
Beruflich muß ich jedoch noch immer zwingend Microsoft Software benutzen und bin erstaunt, wie die hiesige IT-Abteilung es sich heutigentags noch leisten kann, sich selbst so viel Arbeit zu machen und darüber hinaus noch soviel Software für jeden Killefitz extra zu kaufen. (Im Verborgenen haben sie ja GNU/Linux, aber sie geben es offiziell nicht zu. Nur hinter vorgehaltener Hand erfährt man von einigen, daß der ein oder andere Rechner mit GNU/Linux und Oracle Datenbank läuft, offiziell jedoch ist nur Microsoft Windows Server 2003 und Microsoft SQL Server 2005 problemlos benutzbar und einsetzbar).
Wie gesagt, über den Tellerrand behaupte ich lange Zeit geblickt zu haben. Des Weiteren habe ich für mich entschieden, Microsoft Software nicht mehr freiwillig zu benutzen und mein (zu) sauer verdientes Geld für so einen Kram zu verplempern. Daneben möchte ich möglichst auch jegliche Software vermeiden, die nachhausetelefoniert und für mich nicht erkennbar vielleicht Daten von mir in Kopie mitnimmt und für eigene oder die Zwecke Dritter verwurstet.
Insofern nehme ich für mich in Anspruch, Microsoft Software nicht pasuchal zu verteufeln, sondern einfach aus Überzeugung privat nicht mehr einzusetzen. Daß 90% aller Firmen sich an Microsoft ketten, ist meines Erachtens deren eigene "Schuld" und entweder aus Unwissenheit respektive Unkenntnis der "anderen Welt", oder weil man es sich einfach macht und die Software für Microsoft an jeder Straßenecke bekommt. (Ich möchte lieber nicht wissen, wieviele für Microsoft Software notwendige Lizenzen auch wirklich gekauft wurden. Aber das ist ein anderes Thema.)
Gruß
Sven